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Fliegenfischer sind schon ein seltsames Volk – Oberbayern und zurück an einem Wochenende
Wir Fliegenfischer sind schon ein seltsames Völkchen – die gewählte Überschrift sagt dieses ja auch schon (ein wenig selbstkritisch) aus - welches bezüglich der Ausübung der eigenen Passion oftmals weder Kosten, noch Mühen scheut. Von rationaleren Mitbürgern würde man diesbezüglich wahrscheinlich nur ein unverständiges Kopfschütteln ernten bzw. den allseits bekannten Vogel gezeigt bekommen.
Welcher nicht angelnde Mensch, oder von mir aus auch "Forellenpuff-Klient", hat Verständnis für die Anschaffung einer 800 € teuren Angelrute? Oder welch ein vernünftiger Mensch wäre sonst noch bereit zwecks weniger Stunden ungestörter Freizeitaktivität mal eben über 1500 Kilometer an einem Wochenende herunterzureißen? – Sprich den nicht gerade unerheblichen Weg vom Niederrhein nach Oberbayern und zurück in Kauf zu nehmen!?

Nun....mein Fischerfreund Carsten und ich sind offensichtlich ein paar Hardline-Vertreter der Gattung "Homo muscae piscari" (Fliegenfischer), denen kein Weg zu weit und keine Strapaze zu hoch ist, denn wir haben im August 2011 tatsächlich diesen Mammuttrip auf uns genommen, um am traumhaften Förchensee und an den Flüssen Berchtesgadener Land zu fischen. Erfreulicher Weise konnte der Besuch in Oberbayern mit einem Wiedersehen bzw. in meinem Falle mit einem persönlichen Kennen lernen von Roland, dem Admininistrator des ENNGA-Forums, verbunden werden.
Wie wurde diese verrückte Idee geboren? Nun, ich drückte hier im Forum mein Bedauern des (von mir aus privaten Gründen) verpassten Foren-Treffens am Königsee aus.
Völlig überraschend kam von Carsten dann ein Angebot diesen Trip als Wochenendausflug zusammen zu wagen.
Nach einigem hin und her wurde dann ein konkreter Termin ins Auge gefasst. Ich nahm dann die Organisation (sprich Zimmerreservierung) in die Hand, was sich ebenfalls als nicht gerade leicht darstellte. Irrtümlicherweise versuchte ich zunächst die ganze Geschichte über Georg Bichler vom Gasthaus Seehaus abzuwickeln, dabei wäre der Gasthof Seehaus von Sepp Bichler, respektive der Familie Bachmann der eigentliche und bessere Ansprechpartner gewesen.
Im Nachhinein stellte sich heraus dass es sich hier um ein Brüderpaar handelt, was sich wohl nicht in jeder Hinsicht einig bzw. grün ist. Etliche Telefonate und Mails später waren die Zimmer jedenfalls bei der Familie Bachmann reserviert. Natürlich über Georg Bichler, was uns aber nicht weiter tangieren sollte.

Der Abreisetermin rückte näher und alle Vorbereitungen waren getroffen. Auch eine Verabredung / ein Treffen mit Roland an unserem Ankunftstag vor Ort wurde von seiner Seite her bestätigt.
Am Morgen des Abreisetages riss mich dann der penetrante und eindringliche Weckton meines Handys unsanft aus dem eh schon unruhigen Schlaf (man ist vor solch einer Tour ja immer ein wenig nervös). Das Getackle stand längst bereit und nach dem ein oder anderen Kaffee ging es dann ab nach Köln zum vereinbarten Treffpunkt. Dank modernster "Handy-Navigation" fand ich mich auch pünktlich wie ein Maurer dort ein.
Nach der Begrüßung durch Carsten wurde schnell mein Angelzeugs seinen PKW verfrachtet und ab ging die (lange) Reise.
Ziemlich unbehelligt von Verkehrsproblemen oder sonstigen Beeinträchtigungen erreichten wir nach ca. sechseinhalb bis sieben Stunden Fahrtzeit die Region Berchtesgadener Land rund um Ruhpolding / Berchtesgaden. Diese nutzten wir natürlich zu fachlicher Konversation und dem Austausch von diversen Anekdoten.
Kaum am Gasthof Seehaus angekommen stieß auch schon Roland zu uns. Irgendwie verquatschten wir uns in Folge aber bei ein paar "Halben" (großes Pils), denn es gab ja doch einiges zu klönen und zu tratschen.
Irgendwann bemerkte unser Carsten (mit Recht) höflich aber bestimmt, dass wir doch eigentlich zwecks Fischerei vor Ort wären.
Natürlich ging es dann (nach Rolands Begutachtung meiner „neuen“ gebrauchten Gespliessten) auch endlich an das Ufer des Förchensees.


Der Gasthof Seehaus der Familie Bachmann - unser "Zuhause" an diesem Wochenende.


Nach ein paar "Halben" wird endlich aufgerüstet! Meine Wenigkeit braucht wieder am längsten. :oops:


Der Eingang zum Förchensee - Eine Perle von Fischwasser!

Um es vorweg zu nehmen, der Anblick des Sees (den ich mir persönlich zwar etwas größer vorgestellt hatte), hätte mich fast aus den Watklamotten gehauen. Vor uns lag ein kristallklarer See mit einem Bodengrund aus hellem Sediment (Sand), welcher von kompletten Wiesen aus Unterwasserpflanzen, Grün- und Fadenalgen besiedelt war. Hier und da befanden sich die sehr tiefen Quelltöpfe der „Weißen Traun“, deren Quellsee der Förchensee bekanntlich auch ist. Ein Farbenmeer aus Grün- und Türkistönen erzeugte einen geradezu surrealen Anblick. Mein lieber Scholly, wer so etwas nicht schon selber mal gesehen hat wird so etwas kaum für möglich halten. Überall war die Silouhette von stehenden oder patrouillierenden Fischen auszumachen.


Der zunächst von uns befischte Auslauf des Sees.

Wer jetzt denkt: Fisch erkannt –> Fisch gefangen, der liegt natürlich vollkommen daneben. Unsere Fischerei gestaltete sich erst einmal wie folgt: Muster X -> Präsentation -> völlige Missachtung -> Fisch schlürft unvoreingenommen etwas Natürliches ein! Weiter mit Muster Y -> Präsentation -> wieder nix -> Fisch nimmt weiterhin ein natürliches Insekt von der Oberfläche! Weiter zu Muster Z -> gleiches Spiel. Irgendwie gelang es uns aber dann doch noch den ein oder anderen der sehr selektiven und heiklen Fische ans Band zu locken. Zunächst war Roland bei einem Bachforellenmilchner erfolgreich, worauf Carsten kurze Zeit später einen Regenbogner verhaftete.
Dann war ich (ebenfalls mit einem Regenbogner) endlich ebenfalls aus dem „Schneider“. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich laufend mit der Schnur zu kämpfen hatte, die sich immer wieder zielsicher um die Halme des Ufergestrüpps wickelte.


So einen Fisch kann man schon mal herzeigen: Schöne Regenbogenforelle aus dem Förchensee


Auch Carsten ist an diesem Tag erfolgreich, wie man sieht.


Irgendwann ist auch bei mir der Bann gebrochen! Foto: © Roland Thräner 2011


Die läßt sich ebenfalls herzeigen! Schöner Regenbogner aus dem See. Petri Dank!! Foto: © Roland Thräner 2011


Doch noch ein paar bildhafte Eindrücke vom See selber - Zauberhafte Unterwasserwelt in türkis und grün!


Wasserpflanzen und Algen, Todholz und Felsen schaffen im glasklaren Wasser eine bizarre Welt.


Quelltopf der Weißen Traun im Förchensee mit Saibling... meinem "Traumfisch" (über dem rechten Stamm im Bild).

Kaum hatten wir in die Fischerei gefunden, meinte Petrus uns auch prompt einen deftigen Schauer auf den Pelz jagen zu müssen. Also kurze Zwangspause. Dann ging es erneut an den See und wieder konnte jeder von uns den ein oder anderen Fisch verhaften. Abolutes Highlight für mich war eine Adams-Parachute, die nach einem Rückschwung während einer leichten Windboe bis zum Hakenbogen in meinem Arm steckte. Der bombensichere Sitz erinnerte mich auch prompt daran, dass ich glatt vergessen hatte den Widerhaken anzudrücken. Wäre ich doch nur ein Rechtshänder. Dann wäre mir diese peinliche Situation an diesem Sommerabend erspart geblieben! Irgendwann merkte jemand an, das die Küche im Gasthof nur bis 21:00 Uhr auf hat und das es zwecks Stärkung Zeit wäre die Fischerei einzustellen. Ich konnte mich vom See jedoch nicht so wirklich trennen und stieß erst auf den letzten Drücker (20:57Uhr) zu Carsten und Roland, die natürlich schon längst bestellt hatten.
Hier muss ich anmerken das der Gasthof der Familie Bachmann / Bichler ein sehr gutes Essen für kleines Geld anbietet. Mir hat es dort jedenfalls sehr gemundet.
Obwohl Roland uns im Verlauf des Abends schon verlassen wollte, ergab sich diesbezüglich erfreulicherweise eine Änderung seiner Planung und er entschied sich dazu die Nacht ebenfalls vor Ort zu verbringen. Offensichtlich hatte der Glückliche erheblich weniger Probleme kurzfristig ein Zimmer zu bekommen, wie wir.
Nach ein paar „Halben“ am Abend (Mensch ich hatte dem Zeugs doch längst abgeschworen), begaben wir uns dann auf die großen und relativ komfortablen Zimmer. Wie klein die Welt doch ist! Ich hatte im Biergarten tatsächlich Leute aus Düren und Roermond kennen gelernt. Beides sind Gemeinden in der Nähe meines Heimatortes.


Hier heißt die junge "Weiße Traun" noch "Seetraun" - Kurz hinter dem Auslauf des Sees.

Am nächsten Morgen trieb es mich recht früh aus den Federn. Das ganze Gasthaus wirkte gespenstisch leer und offensichtlich schliefen allesamt noch den „Dornröschenschlaf“. Entgegen der Prognosen, die „Kaiserwetter“ für diesen Tag vorausgesagt hatten, zeigte sich der Morgen zunächst unfreundlich und regnerisch. Was macht man, wenn weder das Frühstück, noch irgendeine Menschenseele in Sicht ist? Richtig... man erkundet die Gegend!
Ich spazierte also Richtung Seetraun, der jungfräulichen Weißen Traun am Auslauf des Sees und schaute was sich dort an Fisch versammelt hatte. Immerhin sind die ersten fünfzig, vielleicht auch hundert Meter ebenfalls mit der Gastkarte des Sees zu befischen. Hier und da waren im Halbdunkel des noch jungen Tages schöne, teils auch kapitale Regenbogenforellen auszumachen.
Danach schlenderte ich zu einem künstlich angelegten „Becken“, welches see- und flussseitig durch Rechen begrenzt ist. Wer einmal wirklich kapitale Salmoniden sehen möchte, der darf dieses Becken gerne mal in Augenschein nehmen. Zahlreiche Bach -und Regenbogenforellen, sowie Bachsaiblinge der Ü 60-Klasse schwimmen darin rum und man mag sich gar nicht vorstellen was das für ein Tanz ist, wenn solch ein Tier einmal an der Gerte reißt.


Große Salmoniden - Forellen und Saiblinge im "Becken" ...viele von 60+

Etwas später stieß ich dann auf die Kollegen Carsten und Roland. Abermals wurde der Bereich der Seetraun inspiziert. Doch dann machten wir eine seltsame Entdeckung. Am Flussgrund waren vier große Regenbogenforellen zu sehen, bzw. die offensichtlich filetierten Reste derer. Etwa zwei Stunden vorher hatten die aber definitiv noch nicht da gelegen. Auf spätere Nachfrage hin, äußerte man sich seitens des Pächters dahingehend, dass hier wohl ein „Schwarzfischer“ zwischenzeitlich sein Teufelswerk betrieben haben muss. So etwas ist natürlich ärmlich und ebenso traurig.
Roland entschloss sich kurzerhand dazu uns auch an diesem Tag wieder fischend zu begleiten. Nach dem guten und reichhaltigen Frühstück sollte es Richtung Berchtesgaden gehen, um in der Berchtesgadener bzw. Königsseer Ache zu fischen.
Eine Stunde bzw. ca. vierzig Kilometer später standen wir dann an der Tourist-Info in Berchtesgaden, um die entsprechenden Erlaubnisscheine zu lösen.


Blick von dieser auf eine angestaubte Ache mit leicht erhöhtem Wasserstand.


Mein erster vermeintlicher Hotspot / Angelplatz an der Berchtesgadener Ache. Diesem Fischerkollegen aus Erfurt sollte ich noch einmal begegnen.


Ein schöner Schmetterling tankt offensichtlich Wasser - schöne Dinge am Rande.


Carsten fischt in der Nähe der Brücke, während Roland weiter flussab rumturnt.

Schnell wurde von uns ein passendes Plätzchen gesucht und kurze Zeit später fanden wir uns in einer leicht erhöhten und angestaubten Berchtesgadener Ache wieder um dem begehrten Flossenwild nachzustellen. Während ich mich zunächst stromauf an einem vermeintlichen Hotspot in der Nähe der Klamm eines Seitenbaches versuchte, befischten Carsten und Roland einen Zug stromab von einer Brücke etwas weiter flussab.
Doch so recht viel Freude wollte der schöne Alpenfluss uns nicht machen, wie sich im Verlauf noch zeigen würde. Derweil traf ich auf einen Fischerkollegen aus Erfurt. Dieser war an diesem Morgen zwar wenigstens schon andeutungsweise erfolgreich gewesen, allzu überzeugend waren seine vermeldeten Fänge jedoch auch nicht.
Die Sonne war inzwischen vollends durchgekommen und sorgte dafür dass ich recht heftig ins Schwitzen kam. Nach etwas mehr wie einer Stunde erfolgloser Fischerei machte ich mich auf den Weg zu den anderen. Ob es ihnen wohl besser ergangen war?
Zunächst traf ich auf Carsten. Ein ganzes Stück weiter unterhalb turnte Roland im Fluss herum. Da der Erfolg sehr mäßig gewesen war (ich glaube lediglich Roland hatte eine versprengte Bachforelle verhaften können und ich hatte zu allem Übel ein Piercing in meiner Wathose zu vermelden), entschlossen wir uns kurzer Hand dazu an die Königsseer Ache zu wechseln.


Mich erinnert dieses Panoramabild irgendwie an die "Weisser Riese"-Werbung vergangener Tage. Foto: © Roland Thräner 2011


Traumhaft und klar liegt die Königsseer Ache vor mir.


Da muss man ja irgendwie nachlegen! Foto: © Roland Thräner 2011


Carsten tut das und drillt bald den ersten Fisch. Foto: © Roland Thräner 2011


Dieser Zug dürfte den Besuchern des Forentreffens bekannt sein. Hier hatte Roland seinen "Unfall".
Wohl habe ich mich bei der Querung des Flusses an dieser Stelle sicher nicht gefühlt!



Aber er birgt auch schöne Fische - inzwischen konnte ich ebenfalls nachlegen. Schöner Regenbogner!


Blick von der Brücke an der Königsseer Ache. Auch der Erfurter ist wieder da.

Wie sich schnell zeigte, war das ein Entschluss, der Gold wert war. Ich glaube sein erster Wurf brachte unserem Roland schon die erste Regenbogenforelle ein. Ich querte den Fluss an einer Stelle, die den Teilnehmern des Forentreffens aufgrund eines unfreiwilligen „Vollbades“ von Roland sicherlich noch ganz gut in Erinnerung geblieben ist. Auch ich wurde an diesem Tag dort ordentlich nass. Allerdings war es bei mir der blanke Angstschweiß. Gottlob war weder das Wathosenpiercing, noch ein Vollbad ursächlich. Junge, auf diesem zunächst harmlos aussehenden Stück war ja richtig Musik drauf. Da musste man zweifelsfrei jederzeit damit rechnen den Halt zu verlieren und sich den Fluten zu ergeben. Vorsichtig pirschte ich mich ein Stück flussab und präsentierte in einer viel versprechenden Rinne meine Fliege. Prompt stieg dann relativ schnell auch eine schöne Regenbogenforelle ein und lieferte einen ebenso schönen, wie unvergessenen Drill. Sie wusste genau den Strömungsdruck effizient auszunutzen. Roland hatte das Szenario mitbekommen und rief mir zu das ich den Fisch mitnehmen solle. Gesagt, getan... Regenbogenforelle? Katsching... (Priest an den Kopf)... und weg mit dem elenden Neozoen. Insider wissen wohl genau wie der letzte Satz gemeint ist.
Wir verbrachten noch einige sehr schöne Stunden an diesem schönen Fluss. Am späten Nachmittag sorgten wir dann für das wohl verdiente leibliche Wohl. Während Roland sich eine seiner selbst gefangenen Regenbogenforellen fertig machen ließ, nahm ich mir ein paar Thüringer zur Brust.


Forellen leben in Rolands Nähe bisweilen gefährlich und machen manchmal seltsame Metamorphosen durch - Regenbogenforelle vorher... Foto: © Roland Thräner 2011


... und nachher! Der Fisch sieht jedenfalls reichlich verändert aus! Foto: © Roland Thräner 2011 :lol:


Die Fliegenbox eines "unbekannten" Trockenfliegenpuristen! ;) Foto: © Roland Thräner 2011

Apropos Thüringer! Der Erfurter den ich am Morgen an der Berchtesgadener Ache getroffen hatte, fand sich ebenfalls für Speis und Trank dort ein. Es wurden natürlich fleißig anglerische Anekdoten ausgetauscht. Unter anderem erzählte er auch, wie ein Guide ihm schon mal zu einer 80er Regenbogenforelle verholfen hatte. Das Mittel des Erfolges war das Anfüttern mit Brötchen. Eine fette Rehhaarsedge wurde hinterher gedonnert und schon sei der Fisch fällig gewesen. Carstens Gesichtsausdruck sprach während seiner Schilderungen derweil ganze Bände. Ich glaube von solch einer „Technik“ bzw. von einem Guiding solcher Art hält er verständlicherweise nicht viel.
Immerhin lieferte uns der „Erfurter“ auch noch eine stichhaltige Begründung gegen das „Catch & Release“ - Fischen:
„Die dicken Forellen vom Heger hängen an der Leine wie ein nasser Sack. Die machen absolut keinen Tanz weil die sowieso denken: Was soll ich mich großartig wehren? Der schmeißt mich ja eh wieder zurück!“ Soweit seine humorvolle und sicher nicht ganz ernst gemeinte Theorie in Thüringer Mundart.
Ich ließ die anderen nach dem Essen zurück und nutzte die Zeit der Dämmerung, um im letzten Licht des Tages einen Schuss unmittelbar vor einer felsigen Steilwand zu befischen. Hier konnte ich dann noch ein paar Regenbogenforellen im Restlicht des scheidenden Tages überzeugen.


Bei "Alpenglühen" ging es noch einmal ans Wasser. Foto: © Roland Thräner 2011


Dieser viel versprechende Zug an einer Steilwand brachte am Abend noch Fisch.

Es wurde Zeit wieder zum Förchensee zurück zu fahren, wo sich Roland dann auch von uns verabschiedete und die Heimreise antrat.

Am nächsten Morgen verschlief ich beinahe das Frühstück. Schnell wurden die Sachen gepackt, das überaus günstige Zimmer bezahlt und die nötigen Erlaubnisscheine für den Förchensee gelöst.


Das "Fischerzimmer" im Gasthof Seehaus bietet ein stilvolles Ambiente für das Frühstück - Präparate, ein "alter Ritz" und antquarisches Gerät wird dort in einer Vitrine ausgestellt.

Zunächst probierte ich mich an einigen schönen Fischen, die in der Seetraun standen. Doch schnell war klar: Die Biester waren mit allen Wassern gewaschen und nahmen keines der angebotenen Muster. Weder Streamer, noch diverse Nymphenmuster brachten einen zählbaren Erfolg. Auch diverse Trockenfliegenmuster vermochten keinen der kapitalen Salmoniden aus der Reserve zu locken.
Carsten hatte derweil die richtigere Entscheidung getroffen und befischte erfolgreich den Auslauf des Sees mit der Trockenfliege.
Dann traf ich die zweite Fehlentscheidung an diesem Tag. Dieser Ausflug sollte mir den ersten Bachsaibling meiner langen Fischerkarriere bringen, so hoffte ich zumindest.
Ich verbiss mich also an ein paar Saiblingen die im Bereich einer der Quelltöpfe gut sichtbar ihre Kreise zogen und zeitweise regelrecht gründelten. Kopfüber standen sie dann am Grund vor dem Quelltopf und pickten sich gezielt etwas weg. Das war schon ein sehenswertes Schauspiel, was sich da in sicher mehr wie vier Metern Tiefe darbot.
Ich zückte abermals ködertechnisch alle Register um doch noch einen der begehrten Fische zu überlisten. Eine sichtbare Reaktion erzielte ich aber lediglich mit Wooly-Buggern in braun und schwarz. Zwar kamen die Fische dann neugierig angeschwommen, aber letztendlich inspizierten den „Eindringling“ lediglich, um doch noch desinteressiert abzudrehen. Witziger Weise attackierte eine Regenbogenforelle irgendwann das am Tippet vorgeschaltete Bleischrot vor einer kleinen Nymphe und sorgte in Folge für ein kurzes Drillvergnügen ohne Haken.


Die feinen Wellen sorgen für bizarre Lichtspiele - Der Förchensee am Abreisetag.


Versöhnlicher Abschluss - Kein Bachsaibling, aber ein bildschöner Bachforellenmilchner wurde von mir gelandet.

Die Zeit verrann und wenn ich an diesem Tag nicht doch noch als Schneider den Förchensee verlassen wollte, musste ein Taktikwechsel her. Gegen 14:00 Uhr stand schließlich die Heimreise an. Ich widmete mich von da an den zahlreichen Fischen, die oberflächennah durch den kristallklaren See patrouillierten. Schnell war eine kleine Rehhaarsedge angeknüpft, die auch bald dankbare Abnehmer fand. Die Stiege in diesem See sind jedoch ganz anders wie daheim am Fluss. Der Fisch steigt in Zeitlupe auf und inspiziert die Fliege ganz genau. Mitunter taucht er auch wieder ab und schwimmt aus der anderen Richtung erneut auf die Fliege zu, um sie abermals zu inspizieren. Wenn er dann den Braten immer noch nicht gerochen hat, pflückt er die Fliege zaghaft und kaum erkennbar aus dem Oberflächenfilm. Ein Stieg einer Forelle am Förchensee ist also mitunter ein regelrechtes Geduldsspiel und spannend wie ein Krimi. Ich, für meinen Teil, habe jedenfalls oftmals zu früh angeschlagen, so dass die Fliege dem Fisch regelrecht aus dem Maul gezogen wurde.

Letztendlich konnte ich dann in den letzten Stunden am schönen Förchensee doch noch ein paar schöne Fische fangen. Highlight war ein bildschön gezeichneter Bachforellenmilchner.
Einen der begehrten Saiblinge konnte ich leider nicht landen. Zumindest hatte ich wohl aber mal einen dran. Dieser verabschiedete sich allerdings nach kurzem und heftigen Drill, bei dem dieser sein Heil immer wieder stoßweise in der Tiefe suchte. Irgendwann schlitzte er bei einer seiner Fluchten aus und ich durfte meine Rehaarfliege aus dem Baum hinter mir pflücken.



Mit Wehmut ein letzter Blick auf den schönen See!

Dann wurde es auch schon höchste Zeit sich dem schon wartenden Forenfreund Carsten anzuschließen und mit ihm die Heimreise anzutreten.
Sicher... derart heikle und vorsichtige Fische wie die am Förchensee sind wahrlich nicht jedermanns Sache. Aber unbestritten hat die Fischerei dort etwas und ist auf ihre Art spannend und reizvoll. Das der Förchensee ein wahres Traumwasser ist, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel und die Gegend um Ruhpolding / Berchtesgaden birgt naturgemäß zahlreiche landschaftliche Reize, weswegen sich ein Besuch immer lohnt. Wer möchte und Hausgast ist, kann am Förchensee sogar auf ein kleines Boot zwecks der Fischerei zurückgreifen. So vermeidet man recht wirksam diverse Beeinträchtigungen durch die doch recht zahlreichen Radfahrer, die den Uferweg des Sees zu nutzen pflegen.
Mit zahlreichen schönen Eindrücken im Gepäck ging es dann auf eine nicht ganz reibungslose Rückreise. Staus und ein Unwetter sorgten für ein teilweise zähes Vorankommen und etwas Verspätung. Wohlbehalten und müde kamen wir dann gegen 22:00 Uhr wieder in Köln an.

Ich hoffe dieser “kleine“ Bildbericht hat euch ein wenig Freude gemacht und konnte unterhalten!

Abschließend möchte ich mich sowohl bei Roland, als auch ganz besonders bei Carsten für diese schöne und unvergessliche Zeit in Oberbayern bedanken. Der Regenbogenforelle und dem indischen Springkraut sei Dank hat es während der Zeit vor Ort auch nie an entsprechendem Gesprächsstoff gemangelt.

Euer
Detlef Henkes